Fakten, Trends & Katastrophen
Immer weniger Deutsche spenden. Dabei läuft in unserem Land ohne Spenden und Ehrenamt nichts mehr. Der demographische Wandel und Disruptionen zwingen etablierte NGOs zum Handeln. Denn die digitale Transformation macht auch vor gemeinnützigen Einrichtungen keinen Halt. Wir haben ein paar Fakten und Trends zusammengestellt:
Immer weniger Deutsche spenden.
Nur knapp über 20 Millionen Menschen gaben 2018 Geld an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen. Im Vergleich zum Vorjahr waren das etwa 800.000 Menschen weniger. 2005 spendete noch jeder Zweite Geld für gemeinnützige Zwecke.
Einziger Trost: Die, die spenden, spenden immer mehr. So stieg das Gesamtvolumen an Spenden nach Auskunft der GfK-Studie „Bilanz des Helfens“, die jährlich im Auftrag des Deutschen Spendenrats e.V. erstellt wird, auf 5,3 Mrd. Alarmierend: Mehr als die Hälfte der Spender ist älter als 60 Jahre.
Ein weiterer Trend: Die größten Nonprofit-Organisationen partizipieren immer weniger am gesamten Spendenaufkommen. Inzwischen geht fast die Hälfte der Spendengelder an kleinere Organisationen, während nur noch gut ein Drittel an die 20 ganz Großen geht. Vor allem die jüngeren Spender bevorzugen kleine, zumeist lokal arbeitende Organisationen.
Die Profiteure in 2018 waren Umwelt- und Naturschutz- sowie Tierschutzorganisationen und Sport. Für humanitäre Hilfe hingegen wurden 100 Mio. Euro weniger gespendet. Auch der Anteil für kirchliche Organisationen sank um weitere 10 Prozent. Not- und Katastrophenhilfe mussten die stärksten Einbußen hinnehmen. Hier sank der Anteil deutlich von 12,6 Prozent auf 9,7 Prozent des Spendenaufkommens.
Social Media spielt eine wachsende Rolle: War 2015 noch der postalische Spendenaufruf für fast 25 Prozent der Spender Anlass zur Spende, waren es im letzten Jahr nur noch rund 19 Prozent. Immer wichtiger werden Spendenaufrufe durch Freunde und neue Plattformen wie z.B. avaaz, ein Kampagnennetzwerk, das bereits über 50 Mio. Mitglieder weltweit zählt.
Ohne Ehrenamt läuft nichts mehr.
Zu den Spendern und Förderern kommen über 30 Mio ehrenamtlich Tätige, die sich für Klima, Umwelt, Ernährung, Natur, Menschlichkeit, sozial und karitativ engagieren. Wir zählen hierzulande über 700.000 Vereine und Verbände mit etwa 40 Mio. Mitgliedern, davon solidarisieren sich 6 Mio. gewerkschaftlich für bessere Arbeitsbedingungen.
Die Wertschöpfung durch soziale Arbeit soll in Deutschland Euro 75 Milliarden betragen. Das entspräche etwa 1,5 Mio. Vollzeitstellen.
Der demographische Wandel und sein Einfluss auf Spenden & Ehrenamt
Wenn die Bereitschaft zum Spenden nicht proportional mit dem Alter ansteigt, wird Deutschland in den nächsten 15 Jahren bis zu 10% weniger Spendenvolumen haben. Nur aus demographischen Gründen. Es gibt einige sehr große NGOs, die bereits heute wissen, dass ihre Spender und Förderer im Durchschnitt(!) 70 Jahre alt sind. Denen wird – wenn sie sich nicht sofort vollkommen neu positionieren – binnen kürzester Zeit jede wirtschaftliche Basis entzogen sein.
Für das Ehrenamt mag sich das nicht so drastisch darstellen. Hier sind kaum kritische Kohortensprünge zu erwarten. Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, machen das meist ein Leben lang. Und das Engagement ist in allen Alterstufen repräsentiert.
Jedoch steigt – und das ist nur ein Beispiel von vielen – die Anzahl der Pflegebedürftigen rapide an. Und hier spielen Angehörige eine immer größere Rolle. Galten im Dezember 2015 noch 2,8 Millionen Menschen in Deutschland als pflegebedürftig, waren nur zwei Jahre später insgesamt 3,4 Millionen Menschen betroffen – ein Anstieg um 19 Prozent. Und nur ein knappes Viertel der pflegebedürftigen Menschen leben in einen Heim. Bei 2,6 Mio leisten das die Angehörigen, davon nur 0,8 Mio mit Unterstützung eines ambulanten Pflegedienstes. Dem Pflegereport der Barmer 2018 zufolge kümmert sich die Hälfte der pflegenden Angehörigen täglich mehr als zwölf Stunden um den Pflegebedürftigen. Jeder Vierte hat aufgrund der Pflege-Aufgaben seine Arbeit reduziert oder musste sie ganz aufgeben.
Fazit: Wer pflegt hat einfach keine Zeit für zusätzliches Ehrenamt. Und die Zahl der Pflegebedürftigen soll bis 2030 auf über 4,1 Mio steigen.
Digitale Disruptionen
Mit der Digitalisierung sind vollkommen neue Spendenkanäle entstanden. Diese wurden jedoch nicht von den etablierten NGOs initiiert. Und die Spendenerlöse kommen ihnen auch nur in geringem Umfang zu Gute. So ist es seit Ende 2017 in Deutschland möglich, über Facebook Geld für gemeinnützige Organisationen aber auch persönliche Zwecke zu sammeln.
Marktforschungen (u.a. CharityScope, Spendenmonitor) aber auch Selbstauskünfte (u.a. Altruja Fundraising Studie) weisen seit Jahren ein langsames, aber stetiges Wachstum des so genannten Online Fundraisings aus. Der Altruja-Studie (2016) zufolge ist Online Fundraising mit 35% nach Unternehmensspenden (51%) und Förderungen durch Stiftungen (36%) der drittstärkste Kanal. Das mag auch dem Umstand geschuldet sein, dass Spendenanstöße dann erfolgreich sind, wenn Menschen mit ihren Freunden und Bekannten über das Spenden kommunizieren. Bereits 2015 haben (GfK CharityScope) bereits ein Viertel der Spenderinnen und Spender unter 40 Jahren angegeben, in sozialen Netzwerken über Spenden gelesen zu haben. Für viele war das zugleich auch Auslöser, sofort online zu spenden. Und das deutlich (!) bevor Facebook diese Funktion zur Verfügung stellte.
Fazit: Der Transformationsdruck steigt
Spenden und Ehrenamt sind eine wichtige Säule unseres Wohlfahrtsstaates. Und werden es auch bleiben. Etablierte NGOs müssen sich jedoch vollkommen neu ausrichten, wenn sie ihre nachhaltige Rolle weiter in der Gesellschaft verankert wissen wollen. Das betrifft die Positionierung, die Gewinnung neuer und Bindung bestehender Spender, Förderer, Aktivisten und ehrenamtlich Tätigen. Sie müssen zu Plattformen für Interaktionen werden, die Stakeholder verstärkt einbinden und Anlässe zum Austausch stiften. Der klassische „Aufruf“ veraltet und erreicht in der Mitmach- und Sharegeneration immer weniger Adressaten.
Tue Gutes und sprich darüber (bzw. lass darüber sprechen): Intelligentes und Zielgruppen spezifisches Content Marketing wird genauso an Bedeutung gewinnen wie User Generated Content und virale Funktionen. Die Nutzer wollen mitteilen, was sie tun. Gleichgesinnte treffen. Die Menschen möchten sich im Hier und Jetzt und sofort engagieren. Neben langfristigen globalen Kampagnen treten spontane und lokale Aktionen immer stärker in den Vordergrund.
Kurzum: Der Druck zur Transformation macht vor keiner Branche halt. Warum sollten NPOs und NGOs ausgenommen sein?
Disclaimer
Wir begleiten Einrichtungen und Unternehmen bei Transformationsprozessen und der konsequenten Ausrichtung auf die Bedürfnisse ihrer Zielgruppen. Wir haben zudem eine breite Erfahrung in Markenentwicklung und Content Strategien. Und mit unserer Technologie miitya (mobile social intranet) adressieren wir NGOs, Gewerkschaften, Verbände und Vereine, die ihren Mitgliedern, Förderern und/oder Aktivisten eine mobile Lösung zur Hand geben wollen, damit diese einen sicheren Raum haben, einander zu finden, zu organisieren, zu kommunizieren, zu verstärken und zu kollaborieren. Und das in Echtzeit und nach ihren Bedürfnissen und ihrem Standort.
Informationen des Betreibers (Inhalte, Umfragen, Kampagnen) können gleichermaßen entsprechend der Nutzerbedürfnisse und des jeweiligen Standortes mit hoher Relevanz ausgespielt werden.
Uns geht es um Beteiligung, Teilhabe, Solidarität, ein Miteinander. Wir wollen (den SDG folgend) in erster Linie Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben füllen. In zweiter Instanz sind es Gleichstellung der Geschlechter, Ungleichheit verringern sowie nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit für alle.